Augustins Lehre vom „Gerechten Krieg“

Gibt es einen gerechten Krieg? Jeder Krieg fordert Opfer, sehr häufig sind darunter so genannte zivile Opfer, also Menschen, die mit den Ursachen eines Krieges nichts zu tun haben. Daher kann es keinen gerechten Krieg geben. Was für Christinnen und Christen heute selbstverständlich ist, war allerdings nicht immer der Fall. Der Kirchengelehrte Augustinus versucht in seinen Schriften einen Krieg unter bestimmten Umständen als gerechtfertigt auszulegen. Sarah Besler führt seine grundlegenden Gedanken zusammen und regt damit eine Diskussion an, ob unter diesen Annahmen ein Krieg in heutiger Zeit gerecht sein kann.

Gerechter Krieg?

Augustinus (354-430 n. Ch.) sagt an keiner Stelle in seinen Werken, dass Krieg an sich gut sei. Dafür sei das Übel und das Leiden, das durch Krieg entsteht, zu groß. Jedoch gäbe es neben den beiden „schlechten“ Gründen für Kriege, nämlich der Herrschafts- bzw. Ruhmsucht und dem Expansionsdrang, noch einen dritten und vierten Grund für Krieg, die gerechtfertigt sind. Wenn ein Krieg direkt von Gott befohlen ist, so ist er laut Augustinus ein gerechter Krieg. So wie die weiter unten beschriebenen Kriege im ersten Testament.

Der an sich und ohne die direkte Autorisierung durch Gott gerechtfertigte Krieg sei daran zu erkennen, dass er dafür sorgt, dass ein Übel zwischen zwei Staaten beendet werde. So ist zum Beispiel die Verletzung des Völkerrechts ein gerechtfertigter Grund, einen Krieg zu beginnen. Laut Augustinus könne das zweierlei bewirken: erstens könne das Übel, zum Beispiel ein Genozid, beendet werden, und zweitens werde die Überschreitung des Völkerrechtsvertrages bestraft und somit geahndet.

Damit ist die Gerechtigkeit des Krieges abhängig vom Unrecht, das er ahnden will und in der Folge das Recht wieder herstellt. Ein solcher Krieg kann demnach auch von einem „schlechten Staat“ geführt werden. Das bedeutet aber auch, dass nicht jeder Krieg, der von einem ‚guten Staat‘ geführt wird, gerechtfertigt ist.
Der gerechte Krieg werde auch anders geführt als andere Kriege, da so wenig Übel wie nötig angerichtet werden soll und so bald wie möglich Frieden wieder angestrebt wird.

Daraus folgt, dass kein „Vernichtungskrieg“ gerechtfertigt sein kann, weil das durch einen solchen Krieg ausgelöste Übel an dem ursächlichen Vergehen gemessen wird, derentwegen er geführt wurde. Die Besserung derer, gegen die sich der Krieg richtet, sei aber nicht möglich, wenn sie tot sind. Dies kann und darf nicht das (christliche) Ziel sein.

Sarah Besler