Die Fragen sind gleich – die Antworten unterscheiden sich

5 Fragen an Nosipho R.

 

Wie heißt du? Wo wohnst du? Was machst du gerade und was beschäftigt dich zurzeit?

Ich heiße Nosipho, wohne in der Innenstadt von Hildesheim und gehe dort auch zur Schule – in die 11. Klasse – und steuere gerade auf mein Abitur zu. Mich beschäftigt zurzeit vor allem das
Homeschooling und wie meine Noten sich dadurch verändern.

Wie hast du von der „Black Lives Matter“-Bewegung gehört und was interessiert dich an dieser Bewegung und warum?

Ich habe von der Bewegung wie wahrscheinlich viele durch die Ermordung von George Floyd im Mai letzten Jahres das erste Mal gehört und dann später etwas mehr über die Geschichte der Bewegung in der Schule erfahren, da wir dort das Buch „The Hate U Give“ gelesen haben und in unserer Ausgabe im Anhang noch etwas über die Bewegung geschrieben wurde. Mich interessiert oder beeindruckt an dieser Bewegung vor allem, dass sie schon so lange besteht und sich über die Jahre zu so einer großen und weit verbreiteten Bewegung entwickelt hat, die auch nicht wie manch andere Sachen mal im „Trend“ ist und dann auch wieder nicht. Natürlich ist das Thema Rassismus bei vielen nicht mehr so präsent wie im Mai/Juni letzten Jahres, aber wenn man sich etwas mit dem Thema auseinandergesetzt hat, merkt man, wie viel die Bewegung doch immer wieder vorkommt und nie ganz von der Bildfläche verschwunden ist. Außerdem ist dies, glaube ich, die Antirassismus-Bewegung, die die meisten Anhänger gefunden hat, die weiß sind und für die sich sehr viele privilegierte Personen interessieren und einsetzen.

Hast du eigene oder vermittelte Erfahrungen mit Rassismus, wenn ja: Wie haben diese dich geprägt und was bedeuten sie für deinen Alltag?

Ja, ich habe eigene Erfahrungen mit Rassismus gemacht, diese beziehen sich vor allem auf Situationen, in denen Alltagsrassismus ausgeübt wurde, oftmals in der Schule, nicht mutwillig von
der lehrenden Person, aber größtenteils auch nicht so, dass der Fehler eingesehen wurde und nicht auf rassistische Bemerkungen oder Handlungen reagiert wurde, die auf mich als Person bezogen waren. Diese Begegnungen mit Rassismus haben mich vor allem dahingehend geprägt, dass ich mittlerweile schnell die Situation überschauen und erkennen kann, was gerade passiert, und deshalb besser für mich selbst einstehen und bewusster auf rassistische Aussagen oder Handlungen reagieren kann, nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen. Mir haben die Situationen vor allem klar gemacht, dass Rassismus auch in Deutschland und auch in den „gebildeten“ Kreisen ein sehr großes Ding ist, gegen das man in unserer Gesellschaft oft gar nicht ankommt, da die Strukturen dieser Gesellschaft viel zu alteingesessenen sind.

Was denkst du, warum heißt die Bewegung „Black Lives Matter“ und nicht „All Lives Matter“? Findest du das richtig? Begründe deine Haltung.

Ich finde die Bewegung trägt mit dem Namen „Black Lives Matter“ genau den richtigen Namen, denn bei dieser Bewegung soll auf die gesellschaftlichen Unterschiede, Missstände und die Privilegien aufmerksam gemacht werden, die zwischen weißen und schwarzen Menschen herrschen, die Bewegung weißt mit ihrem Namen vor allem darauf hin, dass das Leben von schwarzen Menschen eben nicht so viel zählt wie das Leben von weißen, denn würden alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe gleich behandelt werden und die gleichen Rechte haben und müssten nicht Angst haben, dass sie auf Grund ihrer Hautfarbe diskriminiert und teilweise körperlich verletzt werden, dann bräuchte man so eine Bewegung nicht und sie müsste dann auch nicht „All Lives Matter“ heißen, weil alle Leben bereits zählen.

Was sollte gegen Rassismus getan werden? Engagierst du die selbst für Rassismus? In welcher Form?

Ich bin der Meinung, dass viel mehr Aufklärungsarbeit, besonders bei Nichtbetroffenen, darüber geleistet werden muss, welche Privilegien sie unbewusst besitzen. Und das auch nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen und besonders bei denen, die in Berufen arbeiten, bei denen sie mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben und für die Bildung oder Betreuung derer verantwortlich sind. Ich selbst engagiere mich nicht direkt bei bestimmten Organisationen oder etwas in der Richtung für Rassismus bzw. dagegen. Ich habe aber nach einem Vorfall in meiner Schule mich sehr stark dafür eingesetzt, dass sich die Aufklärungsarbeit über Rassismus verbessert und mehr gemacht wird.

Stimmst du zu, dass Rassismus ein System ist, das Menschen diskriminiert?

Auf jeden Fall. Menschen zu diskriminieren, heißt ja eine Minderheit auszuschließen, und genau das passiert bei rassistischen Mustern. Menschen werden auf Grund ihrer Herkunft oder  Hautfarbe aus einer Gesellschaft ausgeschlossen, nur weil sie stereotypisch nicht reinzupassen scheinen und das ist für mich ganz klar diskriminierend.

5 Fragen an Johanna V.

 

Wie heißt Du? Wo wohnst Du? was machst Du gerade? Was beschäftigt Dich zurzeit?

Ich heiße Johanna, ich gehe momentan in die 11. Klasse und ich wohne in Hermannsburg. Neben der Schule beschäftige ich mich gerne mit kreativen Tätigkeiten, informiere mich aber auch
ebenso gerne über verschiedene Bereiche und wichtige Themen der Gesellschaft.

Wie hast Du von der „Black Lives Matter“-Bewegung gehört? Was interessiert dich an dieser Bewegung und warum?

Von der „Black Lives Matter“-Bewegung habe ich durch die Nachrichten, aber vor allem auch über Social-Media erfahren. Ich finde es beeindruckend, wie groß diese Bewegung geworden ist und wie international sie schließlich agiert hat. Ebenso beachtlich finde ich die große Aufmerksamkeit, die die Bewegung über einen längeren Zeitraum hatte und die auch jetzt immer noch anhält. Ich denke, dass dies ein großer Schritt in die richtige Richtung ist und dass die „Black Lives Matter“-Bewegung auch jetzt noch dazu beiträgt, auf die Ungerechtigkeit dieser Welt hinzuweisen, was absolut wichtig und richtig ist.

Hast Du eigene oder vermittelte Erfahrungen mit Rassismus? Wenn ja: wie haben dich diese Erfahrungen geprägt und was bedeuten sie für deinen Alltag?

Wirklich eigene Erfahrungen habe ich mit Rassismus noch nicht gemacht, aber natürlich bekomme ich so einiges über Social-Media oder auch im richtigen Leben mit. Auch wenn es viele, denke ich, nicht wahr haben wollen, ist Rassismus noch immer ein großer Bestandteil der Gesellschaft. Es gibt immer irgendwelche Menschen, die sich über andere Menschen stellen und das nur aus Oberflächlichkeiten und einer veralteten Weltansicht heraus. Ich weiß, dass ich ein gewissermaßen privilegiertes Leben führe und dass dieser Unterschied im Wahrnehmen und im Behandeln von Menschen keinen Sinn ergibt. Dass das Denken der Leute, die dies nicht sehen, doch ziemlich traurig ist.

Was denkst Du, warum heißt die Bewegung „Black Lives Matter“ und nicht „All Lives Matter“? Findest Du das richtig? Begründe deine Haltung

Zu dieser Frage habe ich direkt das Bild zweier Häuser vor meinen Augen. Das eine brennt, das andere nicht. Während offensichtlich nun dem brennenden Haus geholfen werden muss, klagt aber auch der Besitzer des nicht in Flammen stehenden Hauses über die Wichtigkeit seines Eigentums. Die Hauptaussage dieser Darstellung ist es, dass vielleicht beide Häuser wichtig sind, doch dass die Wichtigkeit des brennenden Hauses in diesem Augenblick überwiegt. Genauso ist es auch mit „Black Lives Matter“. Natürlich ist das Leben jedes einzelnen Menschen
wichtig, doch sollte wohl der Gruppe mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, die gerade „in Flammen steht“.

Stimmst du zu, dass Rassismus ein System ist, das Menschen diskriminiert?

Ich stimme zu, dass Rassismus ein System ist, das Menschen diskriminiert, da bestimmte Gruppen der Bevölkerung ausgeschlossen oder schlechter behandelt werden. Die angeführten „Gründe“ hierfür sind völlig irrational und ethisch nicht angebracht. Es wird noch immer eine konkrete Trennung zwischen sich selbst und allen anderen Menschen gezogen, egal in
welchem Bereich des Lebens, und hier beruht diese noch deutlich erkennbarere Trennung vor allem im ungerechten Behandeln und oberflächlichen Abwerten von Personen.

Nosipho R. und Johanna V.