Friede sitze bei dir – Siriri aduti na bè ti ala

Viele kennen den Friedensgruß „Friede sei mit dir“, der in der lutherischen Kirche in jedem Gottesdienst und bei jedem Abendmahl gesprochen wird.

Er ist nicht nur in Deutschland von großer Bedeutung, sondern auch in der Zentralafrikanischen Republik. Dort wird die Gemeinde in der normalen Sonntagsliturgie mit „Siriri aduti na bè ti ala“ begrüßt. „Siriri“ heißt Frieden und „bè“ ist das Herz. Interessant ist das Verb: „duti“. „Duti“ bedeutet sitzen oder bleiben. Es hätte andere Verben gegeben, die ebenso „sei mit dir“  ausgedrückt hätten, aber diejenigen, die in den 1960er Jahren den Gruß in die Sprache Sango übertrugen, wählten „duti“ und damit sitzen.

In dem Wort „duti“ schwingt Gastfreundschaft mit! Wann immer man an jemandes Haus vorbeikommt, ist man eingeladen zu bleiben: Setz dich („mo duti“). Jemand aus dem Haushalt bringt dann eine Sitzgelegenheit raus oder bietet seinen eigenen Hocker an, um sich selbst auf den Boden zu setzen: Hier hast du etwas zum Sitzen („ye ti duti la“). Das Ganze ist begleitet von viel Aufmerksamkeit, von Anerkennung und von gegenseitigen Ehrbezeugungen.

„Mo duti“ zu sagen zeigt, dass man bereit ist, sich auf Gäste einzulassen und sich auf ihr Bleiben einzustellen. Ein Gast ist willkommen zu bleiben, auch für längere Zeit. Beieinandersitzen als Mit-Leben und miteinander sein. Bei jemandem zu sitzen kann, neben einem kurzen Plausch, also auch bedeuten, bei jemandem zu wohnen. Gäste bleiben manchmal wochen- und monatelang. Wenn der Gast wieder geht, spricht er dem Gastgeber, der Gastgeberin zu: „Mo duti nzoni“ – das heißt in etwa „bleib gut (sitzen)“, also sei im Wohlbefinden, lebe auf gute Weise weiter, wohne gut.

Dieser Friedensgruß zeigt, wie Frieden gelingen kann: Frieden muss bei uns sitzen, mit uns sein, bei uns wohnen. Und bleiben. Der Frieden ist dabei personifiziert („Der Friede sitze in eurem Herzen“) als wäre der Frieden ein Mensch in unserem Haus, um den wir uns gern kümmern, damit er sich wohlfühlt und bleiben mag. Und wie alle Gäste macht Frieden nicht nur Arbeit, sondern bringt sich in die Hausgemeinschaft ein, bereichert sie, beehrt sie, bringt neue Anregungen und frische Gedanken ins Haus. Also tun wir alles dafür, ihn (oder sie) bei uns zu behalten. Dies ruft sich die Gemeinde jeden Sonntag wieder neu ins Gedächtnis.

Rahel Kühne-Thies