Helfen, ohne zu schaden
„Do-no-harm“ als Prinzip, Menschen zu unterstützen, ohne neue Ungerechtigkeiten zu schaffen.
„Peacebuilding – Frieden schaffen“, unter diesem Titel laufen zwei Projekte des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen (ELM) in der Region Gambella in Äthiopien.
Wie kann das gelingen? Wie geht das in einer Region, die sowohl von Nahrungsmittelknappheit durch Überschwemmungen und nachfolgenden Dürren, als auch von ethnischen Konflikten und starkem Migrationsdruck durch Bürgerkriegsgeflüchtete aus dem Südsudan geprägt ist?
Der Weg zum Frieden
Das Projekt setzt auf zwei Ebenen an. Zum einen sollen die Menschen in der Region in die Lage versetzt werden, sich wieder eine eigene Existenz aufzubauen. Das geschieht durch Trainings zu Existenzgründungen. Ein Startkapital, Saatgut oder Kleinvieh werden vergeben verbunden mit Trainings, wie man Einkommen verwaltet, eine Spargruppe gründet und eine Sparkultur entwickelt.
Eine materielle Grundlage, um das eigene Leben und das der Familie sichern zu können, um dadurch den Verteilungskampf abzumildern und den meisten Konflikten den Boden zu entziehen, ist eine Voraussetzung für den Frieden.
Doch das allein reicht nicht. Es gibt auch das aktive Einüben in friedensstiftende Aktionen: die Bildung von Friedens-Clubs in Schulen, wo Mädchen und Jungs beteiligt sind, und psycho-soziale Gesprächsgruppen, wo traumatisierte Menschen über ihre Situation und das Erlebte sprechen können.
Mit allen diesen Maßnahmen sollen Menschen in ca. 1.600 Haushalten in die Lage versetzt werden, in Frieden miteinander zu leben.
Das ist ein Anfang und setzt Hoffnungszeichen.
Füge niemandem Schaden zu
Doch die wichtigste Rahmenbedingung ist, dass dieses Projekt nach dem Prinzip des „Do-no-harm“ (füge niemandem Schaden zu) vorgeht. Das bestätigten gerade die Projektverantwortlichen selbst als ihren größten Lernerfolg. Manchmal werden in dem Versuch, Menschen zu unterstützen, wieder neue Ungerechtigkeiten geschaffen. Das soll verhindert werden. So werden beispielsweise in dem Projekt nicht nur die Geflüchteten aus dem Südsudan unterstützt, sondern auch genauso viele Menschen aus den aufnehmenden Gemeinden, die auch nichts haben und sogar noch das wenige teilten. Es soll eine Balance hergestellt werden und die Menschen vor Ort sind am Prozess beteiligt.
Gabriele De Bona