Ein Pastor in Südafrika

Peacebuilding mit Berufung

Im Matthäus-Evangelium (28,16-20) wird der sogenannte „große Missionsauftrag“ beschrieben: Sendet alle, die getauft sind, damit sie andere Menschen lehren und taufen. Dies ist auch ein Aufruf, andere Menschen einzuladen, selbst Friedensstifter*in zu sein. Wir sind berufen als Agent*innen des Friedens: für alle Menschen der Welt, weil Jesus alle Menschen liebt. Doch wir wissen, dass es viele Arten von Frieden gibt. Es gibt den Frieden des römischen Reiches, der mit einer ungerechten Bedingung verknüpft war. Aber der Friede, der hier gemeint ist, ist anders. Er kommt nicht von uns, er kommt von Jesus, unserem Herrn. Dieser Friede ist ein Geschenk Gottes an die Welt. Jesus sagte im Johannesevangelium (14,27): „Meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!“

Ungerechtigkeiten in der Pfarrei

Die Frage des Friedens oder vielmehr des fehlenden Friedens ist in dieser Hinsicht eine Herausforderung, seit ich in diese Gemeinde gekommen bin. Die Pfarrei Ephangweni liegt in der Langalibalele Bezirksverwaltung. Die elf Gemeinden werden von vier traditionellen Stammesoberhäuptern und sieben gewählten Distriktabgeordneten geleitet. Diese Pfarrei befindet sich tief im ländlichen Raum (neun Gemeinden), im Township (eine) und in der Stadt (eine). In einem Umfeld, in dem die meisten Gemeinden in ländlichen Gebieten liegen, gibt es viele Spuren von Ungerechtigkeit, auch in denen, die sich im Township und in der Stadt befinden. Alle meine Gemeindemitglieder sind stark herausgefordert durch soziale, politische und wirtschaftliche Kräfte, die den Frieden auffressen.

Kein fließendes Wasser, keine Straßen

In der Gemeinde Ephangweni haben alle neun Gemeinden in den ländlichen Gebieten keinen Zugang zu fließendem Wasser, es gibt kaum geteerte Straßen, die Menschen haben keine Arbeit und Armut hat HIV und Aids, Kriminalität, Korruption usw. zur Folge. Dies sind einige Herausforderungen durch Ungerechtigkeiten in unserer Gemeinde. Wie wirkt sich dieser Kontext auf meine Gemeinde aus? Eine der größten Herausforderungen, denen ich mich mit Covid-19 stellen musste, ist das Problem fehlenden fließenden Wassers und der Wasserknappheit zu einer Zeit, in der wir fließendes Wasser brauchten, um uns und unsere Häuser sauber zu halten. Im ganzen Dorf Ephangweni gibt es nur einen Bohrloch-Zapfhahn, andere Dörfer bekommen Wasser durch Wassertankwagen. Das bedeutet, dass unsere Leute ihr Leben in Gefahr bringen müssen und sich der Übertragung von Coivd-19 aussetzen, wenn sie sich als Dorf versammeln, um Wasser zu holen. Diese Herausforderungen sind gegen unsere Verfassung, das Recht auf Menschenwürde. Es gibt kein Recht auf Privatsphäre wie in normalen Haushalten, die ganze Gemeinschaft weiß, wann man auf die Toilette geht, weil sie draußen ist, sie wissen, wann man Wasser braucht, weil sie einen mit einer Schubkarre und Wasserbehältern sehen. Das allein ist schon eine Ungerechtigkeit in meiner Gemeinde.

Eine Special School für besondere Kinder

Wir haben eine Sonderschule, die vom ELM finanziert wird und KwaZamokuhle Special School heißt. Die Herausforderung ist, dass es keine geteerte Straße gibt, so dass die Eltern, wenn sie ihre körperlich behinderten Kinder mitnehmen, ihre Kinder auf dem Rücken tragen und den Rollstuhl mit Koffer darauf schieben müssen. Unangenehm ist es auch, wenn Autos vorbeifahren, da sie Staub und kleine Steine aufwirbeln, die schädlich sind. Dies geschieht, während die Straße, die für die Gemeinde gedacht war, für einen Landwirt weiter unten an der Straße gebaut wurde.

Ohne Gerechtigkeit keinen Frieden

Letztes Jahr hat eine der größten Firmen in Estcourt, die Masonite Industrial Factory, die Hälfte ihrer Arbeiter entlassen, was bedeutete, dass diejenigen, die für ihre Familien und sich selbst sorgten, an die Armutsgrenze zurückfielen. Mit Covid-19 wurden die Dinge noch härter, da keine Unternehmen mehr Arbeit gegeben haben.

Ein Teil meiner Aufgaben als Dorfpfarrer ist es, Hausabendmahl zu halten. Dabei besuche ich die Alten und Kranken, um mit ihnen zu beten und die Sakramente zu spenden. Hier erlebe ich, wie unser Volk durch die Armut gedemütigt wird. Die meisten dieser älteren Menschen haben kleine Kinder, um die sie sich kümmern müssen, weil ihre Kinder (Eltern dieser Kinder) gestorben sind. Immerhin gibt es soziale Zuschüsse, die die Regierung an Waisen und ältere Menschen ausgibt.

Ein Pastor bringt Hoffnung

Meine Ankunft in dieser Gemeinde hat Hoffnung geweckt. Das sieht man, wenn ich in der Gemeinde herumfahre, die Mitglieder winken mir zu und meistens grüßen sie laut, mit ihrem Lächeln im Gesicht „Sawubona Mfundisi“ (Hallo Pastor). Dieses Lächeln ist der Grund, warum ich so hart daran arbeite, es zu erhalten. Inspiriert davon, wie Jesus die Probleme der Menschen mit großer Würde annahm, wie wir in Matthäus 5 sehen.

Meine Friedensarbeit in der Pfarrei Ephangweni ruht auf vier Säulen. Diese vier Säulen haben die Bemühungen der Friedensarbeit auch auf die einfachsten Arten sichtbar gemacht. Diese handlungsorientierten Säulen sind Transformation, Versöhnung, Ermächtigung und Advocacy (die prophetische Stimme des Volkes). Mein Verständnis von Gemeinschaftsbildung durch Friedensarbeit wäre unvollständig ohne die vier Ziele des Friedens im Kontext grober Ungerechtigkeiten. Wo es keine Gerechtigkeit gibt, gibt es keinen Frieden.

Die Säule der Veränderung

Der Friede Christi verwandelt uns, er findet uns in der Unterdrückung und er macht uns frei, um „neue Schöpfung“ zu sein. Was ich getan habe, ist die Beziehungen zwischen dem Amahlubi-König Langalibalele, mit dem ich Abendmahl feiere, und seiner Familie wieder aufzubauen. Das führte zu der Idee, sein Vieh und das Vieh aller Menschen in der Gemeinschaft zu segnen. Ich war durch die Erfahrungen zutiefst geehrt, mit den Hirten auf den Feldern zu sein, ihnen zu predigen und sogar einen zu taufen.

Diese Beziehung zwischen der Kirche und dem Stammesrat hat zur Entstehung einer Lodge namens Kwazamokuhle Cultural Lodge geführt. Diese Lodge entstand in einer Partnerschaft zwischen der Kirche und dem Amahlubi-Stammesrat. Wir versuchen, die Menschen vor Ort zu beschäftigen und mit den Gemeindemitgliedern zusammenzuarbeiten. Sie ist seit 2018 in Betrieb.

Die Säule der Versöhnung

Das war meine primäre Berufung, als ich in diese Pfarrei kam. Als ich hierher kam, sah ich ein tiefes Bedürfnis, Menschen mit Gott und Menschen mit Menschen zu versöhnen. Das war Gottes göttlicher Plan. Als ich in der ersten Woche angekommen war, gab es eine Schießerei an der örtlichen Tankstelle, bei der vier einheimische Tankwarte ermordet wurden. Mit den trauernden Familien zu Gerichtsterminen zu fahren, war meine Priorität. Das war der seelsorgerliche Auftrag der Gemeinde. Das hat die Menschen dazu gebracht, mehr an die Kirche zu glauben.

Bei allen örtlichen Beerdigungen segne ich die Männer, die das Grab ausheben, und bete für sie. Das allein, wenn sie ihr Haupt beugen, versöhnt sie im Gebet mit Gott.

Die Säule der Befähigung

Im Jahr 2018 habe ich eine Gruppe für Witwen aus der Gemeinde begonnen. Wir treffen uns, um Erfahrungen auf ihren Lebenswegen und Erzählungen über Trauer und deren Überwindung auszutauschen – diese Gruppe leiten sie selbst. Die Schaffung dieses Raums hat dazu geführt, dass viele Witwen Handarbeiten machen, um ihre Familien zu ernähren, jetzt machen sie Perlenarbeiten und einige stellen Oblaten (für das Abendmahl) im Diakoniezentrum KwaZamokuhle her. Wir haben 2018 wieder einen „Sonke Youth Club“ gegründet, in dem wir die lokale Jugend versammeln, um ihnen Computerkenntnisse beizubringen. Wir waren in der Lage, eine Finanzierung zu bekommen, um 400 Familien 4 Stangen Dettol Seife und eine Flasche Jik-Bleichmittel zu geben, die sie während Covid-19 verwenden können. Wir waren in der Lage, Pakete von der Firma Uniliver mit diesen Artikeln zu bekommen, um sie der KwaZamokuhle Special School und den Senioren unserer Gemeinde zu geben.

Die Säule von Advocacy

Eine prophetische Stimme des Volkes: Wir haben als Gemeinde Treffen und Demonstrationen gegen Kannibalismus im Jahr 2017 geleitet, an denen mehr als 500 Demonstranten teilnahmen, wir haben eine Demonstration gegen GBV (in Deutsch verwendeter Fachbegriff für Gender Based Violence) „ukuthwala kwezintombi“ geleitet, und wir haben eine geleitet, bei der wir um die Straße gebeten haben, die durch die KwaZamokuhle Special School führt – selbst heute ist die Straße noch schlecht.

Ich habe in meiner kleinen Erfahrung als Gemeindepfarrer in diesem Zusammenhang gelernt, dass Peacebuilding Hingabe und Gottes Befähigung braucht. Ich bete, dass Gott uns weiterhin inspiriert, mehr zu tun.

Ntuthuku Malibongwe Nkosi