Wie hält Gott Frieden mit sich selbst?

Tea for Three

Als Gott sich wie üblich zum Tee am Vormittag traf, gab sie sich nicht wie gewohnt die Hand. Sie verneigte sich vor den anderen – und löste große Überraschung aus.

A: „Was soll denn das? Du musst dich vor mir doch nicht klein machen.“

B: „Ich fühle mich geehrt. Ruhig mehr davon.“

C: „Ihr reagiert ja sehr unterschiedlich.“

B: „Mir tut das gut. Ich fühle mich mehr als nur gesehen. Wenn du dich verneigst, spüre ich Ansehen. (Ich entdecke mich neu – und auch dich.) Du kannst dich verneigen, damit sich in mir etwas aufrichtet und wächst. Das macht mich groß – und dich in meinen Augen auch.“

C: „Das freut mich. Ich habe mich auch gar nicht klein gefühlt, im Gegenteil. Und ich habe dich nach der Verneigung auch anders gesehen. Da entstand etwas Neues, Verbindendes zwischen uns.

Und du? Was hast du als unangenehm erlebt?“

A: „Ich streite mich gern mit dir – Auge in Auge. Bis eine gewinnt – und der andere die Augen niederschlägt. Wenn du dich sofort verbeugst, nimmst du mir den Wind aus den Segeln. Aber wenn du mich jetzt anschaust, ahne ich, dass es auch bei unterschiedlichen Meinungen mehr als nur Sieg oder Niederlage geben kann. Du achtest mich, als Gegenüber. Zwischen uns entsteht mehr Raum, sowohl für Unterschiede als auch für Gemeinsamkeiten.“

B: „Trotzdem, so eine Verneigung ist auch ein Risiko. Es kann als Schwäche ausgelegt, als Demütigung erlebt werden. Was brauchst du, um dich verneigen zu können?“

C: „Die Hoffnung, dass es mehr gibt als den Kampf um Anerkennung auf Kosten der Anderen. Das Gefühl, dass ich mich nicht verbiege, wenn ich mich vor euch verneige. Und das Vertrauen in euch, dass unser Respekt voreinander wächst.“

A: „Dann werde ich es gleich auch einmal probieren – mich verneigen, ohne Angst haben zu müssen, meinen aufrechten Gang zu verlieren. Und Vertrauen üben – denn wenn wir das nicht miteinander hinbekommen, wie sollten wir dann mit den Menschen und die mit uns klarkommen?“

Dr. Mirjam Laaser und Philipp Elhaus